Sozialhygiene

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Inhalt: Eine ebenso schnell wie brillant erdachte Reaktion auf die Pandemie: Der obdachlose Dandy und Trickdieb Antonin weiß mit Worten umzugehen. Er hätte das Zeug zum berühmten Schriftsteller, aber meist nutzt er sein Talent nur, um sich aus misslichen Situationen zu lavieren. Aufgerieben zwischen Anpassung an die Gesellschaft und dem Versuch, ihr zu entkommen, sieht er seinen Charme und Witz unvermittelt auf eine harte Probe gestellt. Hierfür sorgen fünf Frauen, die mit seiner Leben-und-leben-lassen-Einstellung allmählich die Geduld verlieren: seine Schwester, seine Ehefrau, die Frau, die er begehrt, eine Finanzbeamtin und eine Frau, die zum Opfer seiner kleinen Verbrechen wird. Ein faszinierendes, gedankliches und formales Experiment: Gefilmt in minutenlangen Einstellungen deklamieren die Protagonist*innen ihre Dialoge lautstark theatralisch mit einer Emphase, die versucht vergessen zu machen, dass man in Zeiten der Pandemie keine Emotionalität durch körperliche Nähe herstellen kann. Denn Antonin und seine Frauen begegnen sich in der Landschaft sehr corona-konform auf drei Metern Abstand. "Jeder Film von Berlinale-Stammgast Denis Côté ist einzigartig, doch 'Hygiène Sociale' behauptet seine Unberechenbarkeit besonders trotzig und beweist: Äußere Einschränkungen, etwa durch eine Pandemie, können den gestalterischen und erzählerischen Erfindungsreichtum enorm beflügeln. Côtés Umgang mit Sprache ist spielerisch, entfesselt. Es ist eine Freude, die geballte Wirkung von Diktion und Tonfall mitzuerleben, während er sich allmählich an seine wortreich miteinander ringenden Protagonist*innen herantastet. Die Würdigung der kreativen Energie einer Schauspieltruppe, die darin auch zum Ausdruck kommt, genießen die charismatischen Darsteller*innen sichtlich." (Berlinale 2021)