Ich habe den englischen König bedient

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Inhalt: Jan Díte ist ein kleiner Mann mit großen Plänen: Der tschechische Provinzkellner will Millionär werden. Reichtum ist seine Obsession, Frauen sind seine Leidenschaft, Arbeit ist seine Religion. Sein Motto: Alles sehen, alles hören, nichts sagen. Voller Naivität schlittert das Stehauf-Männchen durch die tschechische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Es ist sein Glück, dass er immer Pech hat. Kaum hat seine Karriere im besten Restaurant Prags begonnen, verliebt er sich in die Sudetendeutsche Líza. Deren fanatische Liebe zum "Führer" bringt ihn zuerst um seinen Job, dann, nach Hitlers Einmarsch, zu neuem Ruhm und nach dem Krieg zu Briefmarken im Wert von 15 Millionen. Als das kommunistische Regime an die Macht kommt, will er dorthin, wo alle Millionäre ihr neues Zuhause gefunden haben: ins Gefängnis. Für jede Million ein Jahr Haft. Bei seiner Entlassung ist er ein alter Mann, arm, aber reich an Witz und Erinnerungen. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Bohumil Hrabal ist das späte Meisterwerk des großen, tschechischen Regisseurs Jiří Menzel (1938-2020). In einer skurrilen Zeitreise von den 1920er- bis in die 1950er-Jahre erzählt der Film ebenso unterhaltsam wie streitbar vom Aufstieg und Fall eines tschechischen Kellners. Dabei zelebriert Menzel genussvoll die weiblichen Verführungskünste ebenso wie die Erotik des Essens. "Wie in früheren Arbeiten, zum Beispiel 'Die wunderbaren Männer mit der Kurbel' (1978), jongliert Menzel lustvoll mit formalen Zitaten aus der Filmhistorie. Das beginnt schon mit dem ersten Bild, in dem er die vom Stummfilm überlieferte Kreisblende einsetzt, die den Blick auf einen roten Stern freigibt. Die frühesten Reminiszenzen Dítes werden ohne Dialoge, dafür mit Klavierbegleitung, in Schwarz-weiß und Slapstick-Manier erzählt. Später lässt die Choreografie der Hotelangestellten und -gäste, die sich nach Jazzklängen bewegen, an Revuen der frühen Tonfilmzeit denken. Das opulente Interieur, die Darstellerführung und Farbgebung der Szene, in der ein äthiopischer Herrscher in Dítes Hotel diniert, sieht aus wie ein Zitat aus Fellinis 'Amarcord'. Der Darsteller des jungen Díte, der Bulgare Ivan Barnev, erinnert an Chaplin, aber auch an Václav Neckár, den Hauptdarsteller aus 'Liebe nach Fahrplan'. Und wie in jenem Menzelschen Klassiker, so werden auch hier weibliche Verführungskünste und die Erotik des Essens genussvoll zelebriert. Insgesamt wirkt 'Ich habe den englischen König bedient' wie der schöne, vielleicht etwas altväterliche Abschluss eines meisterlichen Lebenswerks: zärtliche Farce mit bissigen Untertönen, skurrile Zeitreise, sinnliches Vergnügen." (Ralf Schenk, auf: filmdienst.de)