Brother’s Keeper

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Inhalt: Kritisch-kraftvolles Kino aus der Türkei: Yusuf und sein bester Freund Memo sind Schüler in einem Internat für kurdische Jungen, abgeschieden in den verschneiten Bergen von Ostanatolien. Als Memo auf mysteriöse Weise erkrankt, fällt den Verantwortlichen nicht mehr ein als eine Aspirin-Tablette und ein Glas Wasser. Yusuf sieht sich gezwungen, die bürokratischen Hürden der repressiven Schulbehörden zu überwinden, um seinem Freund zu helfen. Als die verantwortlichen Erwachsenen endlich den Ernst von Memos Zustand begreifen und versuchen, ihn ins Krankenhaus zu bringen, ist die Schule unter einem plötzlichen, heftigen Schneefall begraben. Verzweifelt nach Hilfe suchend, lassen sich Lehrer und Schüler auf ein Spiel mit Schuldzuweisungen und Schuldgefühlen ein. Verborgene Geheimnisse kommen zum Vorschein, während die Zeit unerbittlich weiterläuft... „Regisseur Karahan hat in den 1990er-Jahren selbst sechs Jahre in einem solchen Internat verbracht und anschließend auf dem Weg zum Filmemacher lange um eine angemessene Auseinandersetzung gerungen. (...) Indem Karahan durch den bewusstlosen Schüler die Ordnung der Schule durcheinanderbringt, kehrt er die Verhältnisse um. In dem Moment, in dem der Direktor und die Lehrer auf Hilfe von außen angewiesen sind, die mit ihren gewohnten Mitteln unerreichbar ist, werden sie selbst zu Gefangenen des Ortes. Bilder von Türksoy Gölebeyi unterstreichen die räumliche Enge. Immer wieder schieben sich Körperteile, Schultern, Rücken vor die Kamera und bilden unscharfe Flächen in den Bildern, die räumlich vor dem Geschehen liegen. Der Raum scheint nicht zu reichen, um diesen Störfaktoren auszuweichen. (...) Memos Bewusstlosigkeit und Yusufs Einsatz für seinen Freund entziehen sich der Enge und damit der Logik des Ortes. Dass die Bilder des Films im heute beinahe ungebräuchlichen Normalformat (4:3) aufgenommen sind, lädt den Eindruck der Enge zusätzlich mit einer Assoziation von Überkommenheit auf. Karahans Film zeigt die Institution der Provinzinternate als überkommenen, repressiven Ort der Zurichtung der jungen Schüler in fügsame Bürger.“ (Fabian Tietke, auf: taz.de)