So wie du mich willst

eVideo

Inhalt: Sich einfach in jemand anderes verwandeln, der schöner, jünger, erfolgreicher ist? Die selbst angelegten Profile in den sozialen Medien des „World Wide Web“ machen es möglich. Dabei steht die attraktive Claire (Juliette Binoche) mit ihren 50 Jahren als alleinerziehende Mutter und erfolgreiche Literaturdozentin eigentlich mitten im Leben. Allein die Hinwendung des Ehemanns zu einer wesentlich jüngeren Frau knabbert am Selbstbewusstsein. Und so beginnt Claire eine Affäre mit dem jungen Twenty-Something Ludo, die aber ebenfalls recht unverbindlich bleibt und Claire dazu anspornt, sich zu Spionage-Zwecken ein falsches Facebook-Profil anzulegen. Claire wird zu Clara: 24 Jahre jung, hübsch, aufgeschlossen. Aber nicht ihr Liebhaber springt an, sondern Alex, Ludos bester Freund. Es entwickelt sich ein intensiver Chat-Flirt mit dem jungen Fotografen – die Welt ist virtuell, aber die Gefühle sind real. Während Claire zusehends dem Sog der Parallelwelt erliegt, möchte Alex sie endlich im richtigen Leben treffen und kennenlernen. Claire gerät immer mehr in Bedrängnis und verliert die Kontrolle über das Spiel mit dem schönen Schein... Wenn sich jemand im Netz als jemand anderer ausgibt, nennt sich das „Catfishing“. Dass dieses Vortäuschen einer anderen Identität kein gutes Ende nimmt, lässt schon die Rahmenhandlung von "So wie du mich willst" erahnen: Da sitzt Claire als Patientin einer psychiatrischen Klinik einer Therapeutin gegenüber, der sie von der Facebook-Affäre erzählt, die der Film in Rückblenden ausrollt. Irgendwo zwischen romantischer Komödie und Thriller siedelt sich Nebbous Romanverfilmung an. Literarischer Pate dafür ist wiederum das Buch "Gefährliche Liebschaften", über den die Literaturdozentin Claire in einer Vorlesung spricht. Auch in Chaderlos de Laclos' Briefroman werden Menschen durch geschriebene Worte manipuliert und schlussendlich für ihre sexuellen Ausschweifungen abgestraft. „So wie du mich willst“ erweist sich als spannende Variation im digitalen Zeitalter der Verunsicherungen. „Juliette Binoche ist großartig in der Rolle, die fast eine Doppelrolle ist, so unterschiedlich sind ihre Stimme, Mimik und Gestik als Clara oder Claire. Schön ihr Aufblühen und ihre Leidenschaft, als Alex sie begehrt, mit ihr Telefonsex hat im Auto. Claires Betrug hat ja auch etwas Emanzipatorisches. Und ist immer wieder auch sehr komisch: Einmal fährt Claire vor den Augen ihrer Kinder, die sie von der Schule abholen will, mit dem Auto immerzu im Kreis herum, weil sie ein Telefonat mit Alex nicht unterbrechen will. Sehr lustig auch, wenn die Literaturdozentin beim Chatten nach Formulierungen sucht, die eine 24-Jährige wohl gebrauchen würde, oder auf Wissenslücken stößt: 'Bist du bei Insta?', fragt Alex einmal. Claires Blick, als sie das liest und erst einmal googeln muss, was gemeint ist, ist unbezahlbar.“ (Martina Knoben, auf: sueddeutsche.de)