Taking Sides – Der Fall Furtwängler

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Inhalt: Vom Oscar®-Preisträger István Szabó. Steve Arnold (Harvey Keitel), Major der US-Armee, soll ein Exempel statuieren und beweisen, dass der in Deutschland hoch angesehene Dirigent Wilhelm Furtwängler (Stellan Skarsgard) mit den Nazis kollaboriert hat. Das Chaos im besiegten Deutschland, die Lügen und gegenseitigen Anschuldigungen der Betroffenen machen die Angelegenheit jedoch zu einem gefährlichen Minenfeld für den gnadenlosen Major, der bis zum Äußersten geht, um "seine" Wahrheit zu finden. Der sensible, kultivierte Künstler Furtwängler kann sich nur bedingt zur Wehr setzen und das Misstrauen von Major Arnold wächst zunehmend. Doch er braucht handfeste Beweise... "Ein unbequemer Film für alle Seiten, für die Mitläufer und Opportunisten, die Rächer und die Richter, die Moralisten und die Dickfelligen, die Dabeigewesenen und die Nachgeborenen. Fast nur die Mittel eines Kammerspiels sind es, mit denen Regisseur István Szabó und ein vorzügliches Schauspielerensemble anhand des Falls des Dirigenten Wilhelm Furtwängler facettenreich und äußerst differenziert die ganze Problematik der Mitläufer im Nazi-Staat auffächert. Für den amerikanischen Major Steve Arnold (hervorragend verkörpert von Harvey Keitel) war der Dirigent "ein Bandleader, der sich an den Teufel verkauft hat... der beste Werbeslogan der Nazis". Furtwängler selber und seine Fürsprecher versuchen, zwischen Kultur und Barbarei zu trennen, zwischen Geist und Macht. "Ich war in einem hohen Maße naiv", bekennt Furtwängler schließlich unter dem entwürdigenden Druck der Verhöre, die – nach Ansicht der beiden Mitarbeiter des Majors – denen der Gestapo ähneln. Dies sagt eine der "Lichtgestalten" im Film, die Sekretärin Emmi Straube, deren Vater im Widerstand gegen Hitler sein Leben gab. Zum Widerstand entschied der sich aber erst, verrät die Tochter, als die Militärs den Krieg verloren sahen. Solche Zwischentöne setzt der Film des öfteren, einfache Antworten oder simple Urteile sind seine Sache nicht. Aus einem Theaterstück entwickelt, spricht er auch mit Blicken und Gesten. Ausstattung, Licht, Kamera operieren auf höchstem filmkünstlerischen Niveau, werden aber nie Selbstzweck. Kann Kultur unschuldig sein und kann sie es bleiben? Darf man für Hitler dirigieren? Wird Musik faschistisch, wenn sie, wie etwa das Adagio aus Bruckners 7., bei Hitlers Tod im Radio gespielt wird? Wieviele und welche Kompromisse kann und darf und muß ein Künstler um seiner Kunst willen mit der Macht eingehen? Einfache Antworten gibt der intensive und intelligente Film nicht, und das ist seine Stärke!" (Jury-Begründung zum "Prädikat besonders wertvoll" der FBW)