Zustand und Gelände

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Inhalt: “Dieses anspruchsvolle Filmessay ist eine echte Arthouse-Entdeckung für Doku-Fans.“ (programmkino.de) „Der Film beeindruckt durch seine strenge Form. Monoton ist er aber nicht. Viele feine Details sind in die Gesamttextur eingewoben.“ (MDR) *** Zum Schutz vor angeblichen kommunistischen Umsturzversuchen unterzeichnete Reichspräsident Hindenburg am 28.2.1933 die "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat". Sie wurde als "Notverordnung" bekannt und legalisierte willkürliche Gewalt der Nationalsozialisten gegen politische Gegner. Ein erster unrühmlicher Meilenstein auf dem Weg der Nazis zur totalen Macht, dem das Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933 auf dem Fuße folgte. Beginnend im März und im Verlauf des Jahres 1933 schufen Nazi-Schergen ein Netz von rund 200.000 sogenannten wilden Lagern, in denen sie ihre Gegner einsperrten. Demütigung und Folter waren an der Tagesordnung. Die meisten dieser Lager befanden sich in Sachsen, einer Hochburg der organisierten Arbeiterbewegung. Hier begibt sich Regisseurin Ute Adamszewski auf Spurensuche. Wo genau befanden sich diese Schreckensorte? Warum sind sie, anders als spätere Konzentrationslager, weitgehend vergessen? Die Recherche bringt Erstaunliches ans Licht: Für die Einrichtung der Lager wurden oft genug bekannte und viel besuchte Institutionen ausgesucht, die den Alltag der Dörfer und Städte prägten. Die Gewaltexzesse fanden mitten im Ort, unter aller Augen statt. Nennenswerte Proteste sind nicht überliefert. Im Gegenteil. Während sich unter den politischen Gegnern der Nazis Angst und Schrecken verbreiteten, durften die Terrortrupps auf Unterstützung aus der Bevölkerung hoffen. So übergab die nationalsozialistische Frauenschaft im vogtländischen Reichenbach den Folterknechten Kissen. Die Schreie der Opfer sollten die Ruhe der Stadt nicht stören. „Zustand und Gelände“ zeichnet nach, warum diese Geschichte vergessen wurde: Nicht obwohl, sondern gerade weil sie für die Bevölkerung von damals kaum zu übersehen war. Weil unsere ganz normalen (Ur-)Großeltern schwiegen, wegsahen oder sogar mitmachten -- genau deshalb bleibt bis zum heutigen Tag umkämpft, wie an dieses Geschehen erinnert wird. *** Ute Adamczweski: „Ein Motiv für meinen Film sind die erinnerungspolitischen Auseinandersetzungen in Deutschland seit dem Mauerfall. Exemplarisch lassen sie sich am sächsischen Gedenkstättengesetz von 2004 bis 2015 nachvollziehen. Dessen Gleichsetzung von Nationalsozialismus und DDR führte zu dem Vorwurf, eine Relativierung des NS und damit eine Re-Nationalisierung des Gedenkens zu betreiben. Die frühen Lager, in denen der Widerstand zum NS niedergemacht wurde, sind mir in diesem Kontext begegnet. (…) In den spärlichen Veröffentlichungen dazu gab es keine Fotos. Erst bei den Ortsbesichtigungen wurde mir bewusst, dass sich die meisten Lager inmitten von Ortschaften befanden. Es war offensichtlich, dass man die Orte und die Lager zusammendenken muss.“ „Das fortwährende Nebeneinander der Texte und Bilder, die nur in unseren Gedanken eins werden können, trifft einen auf eine besonders eindringliche Weise. Es führt einem vor Augen, was man alles nicht sieht, obwohl es doch da ist. Eine Straße ist niemals nur eine Straße, ein Gebäude nie nur ein Gebäude. Sie haben Geschichten, denen wir nachspüren müssen, wenn sich die Geschichte nicht wiederholen soll.“ (Sascha Westphal, in: epd Film)