Sie
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- Titel: Sie / Montage: Maja Ulbrich, Gitta Nickel; Protagonist: Gisela Otto; Regie: Gitta Nickel; Drehbuch: Gitta Nickel; Musik: Kiril Tsibulka; Kamera: Niko Pawloff
- Person(en): Ulbrich, Maja ; Nickel, Gitta ; Otto, Gisela ; Nickel, Gitta [Regisseur*in] ; Nickel, Gitta [Drehbuchautor*in] ; Tsibulka, Kiril [Komponist*in] ; Pawloff, Niko
- Produktion: DDR 1970
- Sprache: Sprachfassung: Deutsch
- Umfang: 1 Online-Ressource (30 min) : Bild: 4:3 HD
- Erschienen: Potsdam : filmwerte GmbH, 2024
- Schlagwörter: Familie ; Kurzfilm ; Gesellschaft ; Alltag ; Dokus ; Film
- Link(s): eMedium IMDb Seite TMDb Seite Image
- Zielgruppe: Ab 10 Jahren
Inhalt: Wie lassen sich Familie und Beruf unter einen Hut bringen? Was bedeutet es, wenn eine Frau sich zur Meisterin qualifiziert? Gar erfolgreicher ist als ihr Mann? Solche Fragen diskutieren berufstätige Frauen aus dem VEB Textilkombinat Treffmodelle in (Ost-)Berlin Anfang der 1970er-Jahre im Gespräch mit der Gynäkologin und Fachärztin für Sozialhygiene Gisela Otto. Es geht um Themen, die in Familien wie auch in der DDR-Gesellschaft zu jener Zeit zumindest Reibungspunkte boten - obwohl Frauen den Männern per Gesetz längst gleichgestellt waren. Wie viel Reibung sie verursachten, ist in Gitta Nickels Film nicht zu erahnen. Dazu muss man Helke Misselwitz' Dokumentarfilm "Winter Adé" von 1988 heranziehen (ebenfalls auf filmfriend verfügbar). Zur Zeit der Dreharbeiten zu "Sie" war die in der DDR so bezeichnete "Wunschkindpille" gerade wenige Jahre auf dem Markt, Abtreibung noch ebenso strikt verboten wie in Westdeutschland. Durchaus nicht alle Frauen, die im Film zu Wort kommen, begrüßen die Pille enthusiastisch. Dagegen herrscht nahezu uneingeschränkte Einigkeit bei der Feststellung: "Der Mann will doch überlegen sein"; eine Diskutantin spricht gar vom Mann, der von seiner wie er berufstätigen Frau dennoch "bemuttert" werden wolle, als sei er "das dritte oder vierte Kind". Freilich, so stellt der Film im späteren Verlauf klar, sind dies Kinderkrankheiten des Sozialismus, die nicht zuletzt dank der Schulungen der Staatspartei bald überwunden werden würden. Im Film kommen Frauen unterschiedlichen Alters und Qualifikation im Kontext ihrer beruflichen Tätigkeit zu Wort. Arbeiterinnin sind ebenso dabei wie Textilingenieurinnen. Frauen - traut Euch was, zieht sich als Credo durch den Film. Moderiert von ihrer Ärztin diskutieren die Frauen offen und kontrovers miteinander. Ihre von Sozialhygienikerin Gisela Otto moderierte Diskussion wirkt authentisch, spontan und ungestellt - schon das macht den Film zu einem besonderen Dokument des DDR-Filmerbes. Das Narrativ, dass der Film im weiteren Verlauf des Films entspinnt, entzieht sich staatlich erwünschter Schönfärberei nicht: "Sie" kontrastiert eine durch Geschlechter-Konflikte beruflich eingeschränkte ältere Frau mit jungen, gut ausgebildeten Frauen, die ganz selbstverständlich auch Anspruch auf Führungspositionen erheben. Eines Tages, so die Verheißung, werden in der von weiblicher Belegschaft geprägten Textil-Branche ganz selbstverständlich Betriebsdirektorinnen das Sagen haben. Auf mittlerer Ebene sei dies schon in greifbarer Nähe. So kam es nicht. Zwar war und blieb es in der DDR die Norm, dass Frauen auch nach Gründung einer Familie berufstätig blieben. Doch es waren ganz überwiegend die "Muttis", die neben dem Beruf auch die Familienarbeit leisteten. Das begrenzte berufliche Höhenfluge. Höhere Leitungspositionen in Staat, Partei und sozialistischer Wirtschaft blieben in der DDR bis zum Schluss ganz überwiegend fest in Männerhand. Vorbildhaft zieht sich durch den Film das Beispiel der Betriebsgewerkschaftsleiterin, eine resolute Dame jenseits der 50. Sie Sie berichtet, als junge Frau habe sie ihrem Mann noch ohne zu murren die Schuhe geputzt - später jedoch von ihm gefordert: "Jetzt müssen wir mal beede ran." Illustrierend zeigt der Film den Gatten denn auch prompt beim Bohnern, Betten beziehen und mit der Wäsche - stets mit einem Lächeln im Gesicht. Ob diese gerechte Aufteilung der Hausarbeit gelebter Realität entsprach oder für den Film zumindest übertrieben wurde, ist nicht überliefert.
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