Maya

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Inhalt: Der französische Kriegsreporter Gabriel (Roman Kolinka) ist aus syrischer Gefangenschaft in seine Heimatstadt Paris zurückgekehrt, doch das Ankommen gelingt ihm nicht: Zu groß sind die von ihm abgestrittenen Traumata aus monatelanger Geisel-Haft, die Ereignisse, die er für die Welt dokumentierte und die er jetzt, mit Anfang 30, nicht mehr aus seinem Kopf bekommt. Gabriel bricht die Zelte ab und reist nach Indien, genauer gesagt nach Goa – dem Ort seiner Kindheit, an dem noch ein Patenonkel und seine entfremdete Mutter leben. In der herzlichen, wesentlich jüngeren Maya (Aarshi Banerjee) findet er Trost. Eine Beziehung bahnt sich an. Doch seine hehren Ziele, das Übernehmen von Verantwortung und das Nicht-mehr-Weggucken, die Gabriel sonst als Kriegsreporter in die Welt trägt, kann er im Kleinen mit Maya nicht umsetzen. Mia Hansen-Løve („Eden“, „Bergman Island“) hat den Filmdreh zu „Maya“ stellenweise nur mit einem ganz kleinen Team realisiert. Sie kontrastiert Panoramen vorbeiziehender indischer Städte mit ins Leere laufenden Gesten und erreicht dadurch, dass ihr vielschichtiger Film groß und klein zugleich wirkt. Religiöser Fundamentalismus, Globalisierung, Gentrifizierung, familiäre Bindungen: In „Maya“ werden viele Themen angeschnitten, aber nicht unbedingt alle ausformuliert. Vielmehr ermöglicht die Geschichte Denkanstöße und lässt einen ähnlichen Zustand der Unsicherheit und Überforderung aufscheinen, wie er Gabriel erfasst. Hintergründig formt sich das Dilemma eines liberalen, westlichen Bürgertums aus, das politische und zwischenmenschliche Verantwortung für sich proklamiert, für sein eigenes Handeln aber keine überzeugenden Antworten findet. „Kamerafrau Hélène Louvart findet dafür umwerfend grobkörnige Bilder, Einstellungen, die sich weigern, Aufschluss oder Antwort auf vorangegangene Handlungen zu geben. Wenn man 'Maya' eine thematische Konstante zuschreiben will, so am ehesten die einer weiteren Facette von Hansen-Løves Kino bourgeois-bohemischen Unsicherheiten. Ein Kino, dessen erzählerisches Zentrum um die emotionalen Befindlichkeiten eines liberalen Bürgertums kreist, das insgeheim sehr wohl weiß, dass es nicht Herr in den eigenen Häusern ist. Keine dieser häuslichen Welten ist echter, keine richtiger als die andere.“ (Daniel Moersener, auf: filmdienst.de)