Inhalt: Fiona Apples gnadenlos individuelles neues Album ist der Höhepunkt einer langen und stetigen Ablehnung formaler Aufnahmeverfahren. Fiona Apple ist eine langjährige Verfechterin des social distancing. Seit fast zwei Jahrzehnten hat sie ihr Zuhause in Venice Beach nur selten verlassen, um mit ihrem Hund Mercy Gassi zu gehen. Sie nutzt keine sozialen Medien. Sie neigt dazu, die Presse zu meiden, und sie hört selten neue Musik, was auf eine Verbindung aus Desinteresse und Abneigung gegen Beeinflussung zurückzuführen ist. Diese Qualitäten verleihen ihrer Arbeit eine Art wilder Authentizität, wobei zwischen ihren emotionalen Ausbrüchen und der Musik ihrer Altersgenossen keine Trennlinien auszumachen sind. Selbst wenn ihre Lieder zutiefst persönlich sind, kann die Künstlerin selbst verloren wirken, scheint unsichtbar zu werden. Wenn Apple ein Album veröffentlicht, wie sie es seit den späten Neunzigern ein- oder zweimal pro Jahrzehnt getan hat, taucht sie nicht so sehr wieder auf, sondern wirft gerade mal einen Blick durch die Jalousien ihres Lebens. (jpc)